100 Jahre Prediger Lichtberater: Von der Designleuchte zum Lichtdesign

Das bloße Aussehen einer Leuchte verliert mehr und mehr an Relevanz. Immer wichtiger hingegen wird das Licht, das sie produziert, und die Effekte, die sich damit erzielen lassen. Was ist der Grund für diesen Wandel, und was bedeutet das für die Lichtberatung?

Lichtdesign statt Desingleuchte: Sorgsam aufeinander abgestimmt in Position und Abstrahlwinkel ist das Licht der Star, wie diese vier c.Jet wall-Leuchten demonstrieren. (Foto: Christoph Kügler)

Das Geschäft für Petroleum-, Gas- und Elektrolampen von Carl und Juliane Prediger hat sich schon früh weiterentwickelt: Schnell entstand ein Netzwerk zu den Leuchtenherstellern und Glasbläsern, über das die Vorstellungen der Hersteller von Ästhetik und Design auch direkt beeinflusst wurden. Exklusivität war Trumpf und blieb es lange Zeit. Dann kam die LED.

Die LED hat das Design befreit

„Die LED hat die Situation völlig verändert“, meint Sebastian Brink, Geschäftsführer bei Prediger Lichtberater, „wie sie in die Leuchte eingebaut ist, bleibt dem Hersteller überlassen.“ Die Lichtquelle selbst wurde viel kleiner und eröffnete dem Design neue Möglichkeiten: Zuvor mussten die Leuchten gewissermaßen um das Leuchtmittel herum designt werden, mindestens Platz für Fassung und Lampe beinhalten. Auch wenn mit dieser Einschränkung ikonische Leuchtenentwürfe entstanden sind, blieb es eine Einschränkung. Die LED hingegen ist als Lichtquelle so klein, dass sie problemlos in eine Struktur integriert werden kann und die Grenze zwischen Leuchte und Leuchtmittel verschwimmt.

Zugleich habe dies das technische Licht weit nach vorn gebracht, so Sebastian Brink: „Mir fiel das bei einer Chinareise erstmals auf: Dort gibt es eine Hotelkultur, die sich von unserer stark unterscheidet.“ Die Hotels dort sind in den besten Prachtbauten untergebracht, auch der Innenraum ist sehr gut gestaltet. Die gesamte Gestaltung ist den oft eher funktionalen Beherbergungsbauten in Europa weit voraus. Sebastian Brink: „Schon vor vielen Jahren sah ich mir die Lichtlösungen an und bemerkte: Designleuchten gibt es dort nicht mehr. Vouten, Strips, kleine Downlights und Uplights kommen zum Einsatz. Aber eine Leuchte als sichtbares Designobjekt? Das gibt es da kaum noch.“ Nicht die Leuchte mit ihrer außergewöhnlichen Form steht dort im Mittelpunkt, sondern das Licht, das sie produziert. „Man muss sich klarmachen: Das sind ja keine chinesischen Architekten, die für ihren Heimatmarkt die Hotels gestalten. Die Entwürfe stammen von internationalen Büros, Architekten, Designern und Innenarchitekten.“ Entsprechend würde sich dieser Trend, da war Sebastian Brink sich sicher, auch international und im Wohnsektor durchsetzen – und so ist es dann auch gekommen.

Das hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Kundengespräche: Es reicht nicht mehr, bei einem Leuchtenkauf nur nach geschmacklichen Gesichtspunkten zu entscheiden. Aspekte wie Lichtstrom und Abstrahlwinkel, Lichtfarbe und Lichtcharakteristik werden wichtiger: Passt das Licht dieser Leuchte zu meiner Anwendung? So wird in den Showrooms heute viel mehr über Licht geredet und weniger über Leuchten, und aus dem Verkaufsgespräch wird die Lichtberatung .

Technisches Licht gewinnt an Bedeutung

Das technische Design, bei dem weniger die Ästhetik und mehr die Funktionalität dominiert, ist im 21. Jahrhundert viel stärker geworden. Selbst das Autorendesign, bei dem der Designer mit seinem Namen das Produkt aufwertet und fast schon in der Künstlerrolle auftritt, wurde davon zurückgedrängt. „Die Differenzierung über die Form wird schwieriger“, weiß auch Sebastian Brink, „der Wandel ist also in vollem Gange.“ Und im Verbraucherbereich sei das erst der Anfang, ist der Prediger-Geschäftsführer sicher: „Durch die neuen technischen Möglichkeiten konnten wir selbst zum Hersteller werden und unsere Eigenmarke prediger.base entwickeln. Wir stellten fest, dass technisches Licht immer wichtiger wird, die Designleuchte zugleich an Bedeutung einbüßt.“ Zugleich fehlten technische Leuchten, die nicht nur den Bedürfnissen der Kunden im privaten Bereich entsprechen, sondern auch preislich in einem bezahlbaren Bereich liegen. Und auch wenn Leuchten heute nur noch selten das offensive Geschmacksstatement früherer Tage sind, sollte die Optik doch nicht völlig vergessen werden: „Auch die müssen gut aussehen.“

Diese Penthouse-Wohnung im Süden Berlins demonstiert: Nicht die Leuchte, sondern ihr Licht steht im Fokus einer Lichtberatung. (Foto: Prediger Lichtberater)