GIO light: „Unsere Stärke liegt in der Regionalität“

Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Lichtbranche gründete Martin Kienker 2015 GIO light, um die Marke GIO aus Melle strategisch neu aufzustellen. Wir sprachen mit ihm über seine Vision einer modernen Manufaktur, das ausdrucksvolle Material Naturstein und seine aktuellen Pläne.

Martin Kienker, Gründer von GIO light, mit der Natursteinleuchte Cassini Duo. (Foto: GIO light/Friso Gentsch)
Martin Kienker, Gründer von GIO light, mit der Cassini Duo: Die kunstvolle Pendelleuchte besteht aus zwei markanten, kreisförmigen Leuchtenkörpern, die ein warmes Licht verbreiten. (Foto: GIO light/Friso Gentsch)

Prediger Lichtjournal: Welche Ideen hatten Sie bei der Gründung von GIO light?
Martin Kienker:
Seit der Neuaufstellung der Marke GIO spielt das Thema Regionalität eine zentrale Rolle für mich. Ich wollte auf keinen Fall in Asien produzieren, sondern das Geschäft auf den europäischen Markt fokussieren. Im Grunde konzentriere ich mich heute auf Deutschland und die benachbarten Länder, sehr wichtig dabei sind Zulieferer und Dienstleister an unserem Standort Melle und der Region. Je regionaler, umso besser, denn das spart lange und kostenintensive Lieferwege, auf denen Formen, Materialien und Einzelteile beschädigt werden könnten. Wir arbeiten beispielsweise mit einem lokalen Unternehmen zusammen, das die Grundformen für die hochwertigen GIO light Leuchten mit einem präzisen Wasserstrahlschnitt aus Natursteinen ausschneidet.

Was die Gestaltung betrifft, habe ich einige bekannte Leuchtenmodelle der Marke GIO wie etwa die ausklappbare „Golden Gate“ aus Aluminium und Edelstahl durch einen behutsamen Facelift aktualisiert. In den letzten Jahren hat sich zudem unsere moderne, aber zeitlose Leuchtenkollektion aus Naturstein vom Nischenprodukt zu einem wachsenden Geschäftsfeld entwickelt, das mittlerweile fast ein Drittel des GIO-Programms ausmacht. Kein Wunder, wie ich finde, denn beim Illuminieren unserer Steinleuchten entsteht eine besondere Atmosphäre, erst dann zeigen sie ihre ganze Schönheit. Es sind echte Hingucker, die begeistern. Außerdem ist jede Leuchte durch ihr Naturmaterial ein Unikat und entspricht so dem anhaltenden Trend der Individualisierung. Viel Potential sehe ich unter anderem für den Einsatz in hochwertigen Küchen aus Naturstein, mit denen unsere Steinleuchten harmonieren.

Prediger Lichtjournal: Was genau begeistert Sie am Material Naturstein?
Martin Kienker:
Natürliche Steinmaterialien wie Marmor, Granit oder Quarzit bieten die Möglichkeit, unzählige individuelle Leuchtenkörper herzustellen, mit schönen, harmonischen Farben aus der Natur und einzigartigen Details wie Verschlüssen und Verästelungen. Beim Durchleuchten eines Steins entstehen faszinierende Lichtspiele und eine außergewöhnlich stimmungsvolle Beleuchtung. Hauptsächlich verwenden wir den orangefarbenen Marmor aus Estremoz und den weißen Carrara-Marmor sowie Azul do Macaubas, ein Granit-Quarzit mit bläulicher Färbung aus Brasilien. Diese Gesteinsarten sehen meiner Meinung nach besonders gut aus und lassen sich vielseitig verarbeiten. Für GIO light Leuchten nutzen wir aber auch einige andere Steine, um das Farbspektrum zu erweitern.

Die Pendelleuchte Gran Luzon von GIO light in einer modernen offenen Küche: Die Leuchte aus Naturstein harmoniert mit der steinernen Arbeitsplatte. (Foto: GIO light)
Die Pendelleuchte Gran Luzon von GIO light in einer modernen offenen Küche: Die Leuchte aus Naturstein harmoniert mit der steinernen Arbeitsplatte. (Foto: GIO light)

Prediger Lichtjournal: Gibt es besondere technische Herausforderungen bei der Fertigung von Leuchten aus diesen Materialen? Was ist beim Entwurf zu beachten?
Martin Kienker:
Zunächst einmal ist da die Herausforderung, dass es sich bei den Natursteinplatten, die wir aus den Herkunftsländern anliefern lassen, um ein fragiles Material handelt. Daher sind die Transporte dieser Waren aufwändig und müssen mit großer Vorsicht durchgeführt werden. Aus diesem Grund beauftragen wir nur spezialisierte Speditionen, übrigens auch für die Auslieferung an unsere Kunden, Paketdienste kommen da nicht in Frage. Bei uns angekommen, müssen die Platten mit dem nötigen Fingerspitzengefühl in der Manufaktur verarbeitet und montiert werden. Manche Natursteinplatten haben zu viele Risse, diese Bereiche des Steins können wir nicht für die Herstellung der GIO light Leuchten verwenden. Manche der Naturmaterialien sind auch nicht in ausreichender Größe erhältlich und sind für die Realisierung einiger Modelle aus unserem Programm von vorneherein ausgeschlossen.

Weiterhin bei der Gestaltung zu beachten ist, dass die Transluszenz sehr unterschiedlich ausfallen kann und sich deshalb nicht jedes Material für jedes unserer Leuchtenmodelle eignet, denn abhängig vom Design sind dickere oder dünnere Wandstärken vorgesehen. Wenn eine Steinplatte nicht ganz plan ist, muss sie zuerst kalibriert und anschließend glattgeschliffen werden. Und nicht zuletzt muss die Höhe der Platten stimmen. Wir lassen die Natursteine bereits in den Steinbrüchen der Herkunftsländer auf eine Höhe von 4 bis 6 Zentimetern mit einer sogenannten Gattersäge zuschneiden. Problematisch wird es, wenn das Ausgangsmaterial nicht 4 Zentimeter, sondern beispielsweise nur 3,7 Zentimeter hoch ist. Dann müssen Bauteile in Sondergrößen hergestellt werden, damit alle Einzelteile in den etwas niedrigeren Leuchtkörper passen.

Prediger Lichtjournal: Welche Gestaltungsphilosophie liegt dem Design Ihres Leuchtenprogramms zugrunde?
Martin Kienker:
Unsere Leuchten sind vom Design her modern und zeitlos, aber nicht zu geradlinig oder streng geometrisch, sondern im Detail elegant geschwungen, beispielsweise mit einer dezenten Abrundung der langen Seitenteile bei den Natursteinmodellen. Bei den Glas- und Steinleuchten wird der Korpus ganz durchleuchtet, beim Material Glas mit einer Reihe von Brennstellen, die eine gemeinsame Lichtaura bilden. Leuchten aus Metall wie die „Golden Gate“ sind so konstruiert, dass der Korpus mit illuminiert wird. Gemeinsam ist allen, dass sie eine homogene Lichtaura haben, nicht mehrere Lichtkegel, die unruhig wirken. Die Gestaltung berücksichtigt auch, dass sich die Leuchten bequem montieren lassen, gut bedient und gepflegt werden können. Das Design entwickele ich gemeinsam mit Designern aus unserem Team.

Blick in die Manufaktur von GIO light: In Handarbeit werden die Leuchten gefertigt, jede ist ein Unikat. (Foto: GIO light)
Handarbeit: Die Produktion der Leuchten von GIO light findet ausschließlich im niedersächsischen Melle statt. (Foto: GIO light)

Prediger Lichtjournal: Haben Sie ein persönliches Motto in Bezug auf Ihre Arbeit?
Martin Kienker:
Ein direktes Motto nicht, aber eine Grundhaltung: Wir sind ein kleines Unternehmen, dem es wichtiger ist, sehr hochwertige, schöne Produkte lokal herzustellen, als Großserien mit Kompromissen bei Aussehen, Verarbeitung und Technik außerhalb Europas fertigen zu lassen. Die Produktion unserer Leuchten findet ausschließlich in Melle statt. Ich selber stelle mich auch lieber einer herausfordernden, individuellen Lösung, als eine Aufgabe nicht anzunehmen. Als Manufaktur sind wir es ohnehin gewohnt, Unikate herzustellen, keine unserer Leuchten gleicht einer anderen bis ins kleinste Detail. Das macht den Reiz präziser handwerklicher Fertigung aus, jedes Exemplar hat ihren individuellen Charme. Unsere Produkte sind langlebig. Darüber hinaus lassen sich alle Einzelteile austauschen – die Leuchten können also auch repariert werden.

Prediger Lichtjournal: Und was versprechen Sie sich von der Zusammenarbeit mit Prediger Lichtberater?
Martin Kienker:
Gemeinsam mit Prediger Lichtberater möchten wir GIO light noch bekannter machen und den Geschäftsbereich unserer Leuchten aus Naturstein weiter forcieren.