„Lichtgrenze“ in Berlin: Leuchtende Ballons teilen Stadt in Ost und West

Licht überwindet Grenzen – kann sie aber auch schaffen. Zumindest kurzzeitig. So wie am kommenden Wochenende in Berlin, wenn das Projekt „Lichtgrenze“ vom 7. bis 9. November an die einstmals geteilte Stadt erinnert. Dazu werden 8.000 Ballons aufleuchten und den ehemaligen Mauerverlauf auf einer Strecke von 15,3 Kilometern nachzeichnen.

Licht überwindet Grenzen – kann sie aber auch schaffen. Zumindest kurzzeitig. So wie am kommenden Wochenende in Berlin, wenn das Projekt „Lichtgrenze“ vom 7. bis 9. November an die einstmals geteilte Stadt erinnert. Dazu werden 8.000 Ballons aufleuchten und den ehemaligen Mauerverlauf auf einer Strecke von 15,3 Kilometern nachzeichnen. Drei Tage lang wird damit sinnlich erfahrbar, welch schmerzhaften Einschnitt der Mauerbau 1961 und die damit verbundene 28-jährige Teilung der heutigen Hauptstadt darstellte. Es wird ein Lichtspektakel der emotionalen Art. Eines, das dazu einlädt, das wiedervereinte Berlin auf völlig neue Art und Weise zu entdecken. 

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Die Lichtgrenze führt natürlich auch am Brandenburger Tor vorbei. Diese Visualisierung zeigt, wie es dort vom 7. bis 9. November aussehen wird. © Kulturprojekte Berlin_WHITEvoid / Christopher Bauder, Foto: Daniel Büche

Die Lichtinstallation mit den leuchtenden Ballons zieht einerseits erneut eine Grenze zwischen Ost- und West-Berlin, sie weckt aber auch Erinnerungen an die vielen Kerzen, mit denen Demonstranten in der ehemaligen DDR im Herbst 1989 ihre friedlichen Absichten betonten. Und: Am Abend des 9. November wird auch die Berliner „Lichtgrenze“ feierlich aufgelöst. Nach einem Festakt am Brandenburger Tor lassen die 8.000 Ballon-Paten ihre Lichtobjekte zusammen mit ganz persönlichen Botschaften und Wünschen in den Berliner Nachthimmel aufsteigen – als Symbol für den Fall der Mauer vor dann 25 Jahren.

8.000 Ballons leuchten entlang der 15,3 Kilometer langen Grenze

Die „Lichtgrenze“ verläuft von der Bornholmer über die Bernauer Straße hin zum Reichstag und Brandenburger Tor, vorbei am Potsdamer Platz und Checkpoint Charlie, durch Kreuzberg bis zur East Side Gallery und Oberbaumbrücke. Zum Jubiläum „25 Jahre Mauerfall“ erinnert sie an ein historisches Ereignis, das den Lauf der Weltgeschichte radikal verändert hat. Das Besondere: Jeder Ballon hat einen Paten. Und diese Personen werden am Abend  des 9. November zu den Hauptakteuren, wenn sie ihre Ballons mit ihren Gedanken oder Erinnerungen zur Wende in den Himmel steigen lassen. In Berlin stellen neben Privatpersonen etwa 200 gemeinnützige Verbände, Vereine und Initiativen sowie Schulen und Unternehmen einen Großteil der Ballonpaten, die allesamt namentlich auf fallofthewall25 erwähnt werden.

Einige Ballonpaten nahmen ihre Lichtobjekte vor kurzem schonmal in Augenschein. Foto: Antje Schröder_Kulturprojekte Berlin

Einige Berliner Ballonpaten nahmen ihre Lichtobjekte vor kurzem bereits in Augenschein. Foto: Antje Schröder_Kulturprojekte Berlin

Entlang der „Lichtgrenze“ werden Mauergeschichten erzählt

Das Projekt „Lichtgrenze“ ist nicht nur ein Erlebnis für die Sinne, entlang der ehemaligen Berliner Mauer lädt zusätzlich die Open-Air-Ausstellung „100 Mauergeschichten. Erinnerungen an die geteilte Stadt“ zu einem Streifzug durch das Leben entlang Grenze ein. An insgesamt 100 Stationen – also etwa alle 150 Meter – werden Episoden aus der Teilungsgeschichte erzählt. Dabei stehen nicht nur die bekannten und berühmten Schauplätze im Fokus, es werden auch abseits der Touristenmagnete bewegende Mauergeschichten, Schicksale und Erinnerungen erzählt. Die Themen reichen von Repression, Grenzregime, Flucht und Mauertoten bis zum Alltag in der geteilten Stadt. Auch die Oppositionsgruppen in der DDR und die Friedliche Revolution haben in dieser Ausstellung ihren Platz. Die einzelnen Schautafeln bauen nicht aufeinander auf, sondern sie funktionieren autark. So kann der Besucher an jedem beliebigen Ort in die Ausstellung einsteigen und ihr für einige Stationen folgen.

Insgesamt 102 Führungen am Jubiläumswochenende

Mit dem Projekt „Lichtgrenze“ wird die innerdeutsche Teilung nochmal ganz deutlich sichtbar, ein „Mauerspaziergang“ auch fern der East Side Gallery möglich. Berlin lässt sich durch die leuchtenden Ballons ganz neu entdecken, an den Infopoints der markantesten Orte gibt es kostenlos Informationen, Karten und Tourbeschreibungen. Wer noch viel mehr zur Mauer und ihrer Geschichte wissen möchte, für den bietet der Museumsdienst Berlin am Jubiläumswochenende rund um die Publikumsmagnete Mauerpark, Checkpoint Charlie und eben East Side Gallery insgesamt 102 Führungen in Deutsch und Englisch an. Am 7., 8. und 9. November können Interessierte immer stündlich an einer Führung teilnehmen. Tickets dafür gibt es zum Preis von 5 Euro an den jeweiligen Infopoints.

Der Checkpoint Charly in Berlin gehört zu den Berliner Touristenmagneten und wird vom 7. bis 9. November in ganz anderem Licht erstrahlen, wie diese Visualisierung bereits andeutet. © Kulturprojekte Berlin_WHITEvoid / Christopher Bauder, Foto: Daniel Büche

Der Checkpoint Charly in Berlin gehört zu den Berliner Touristenmagneten und wird vom 7. bis 9. November in ganz anderem Licht erstrahlen, wie diese Visualisierung bereits andeutet. © Kulturprojekte Berlin_WHITEvoid / Christopher Bauder, Foto: Daniel Büche

Christopher und Marc Bauder hatten die Idee zur außergewöhnlichen Lichtinstallation

Das Projekt „Lichtgrenze“ wird auf Initiative des Landes Berlin von der gemeinnützigen Kulturprojekte Berlin GmbH in Zusammenarbeit mit der Robert-Havemann-Gesellschaft und in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer realisiert. Die Idee zur Lichtinstallation in Form von beleuchteten Ballons hatten Christopher und Marc Bauder. Das Gesamtkonzept für das Jubiläumsprojekt „25 Jahre Mauerfall“ entwickelten Moritz van Dülmen, Simone Leimbach, Tom Sello und Frank Ebert. Die leuchtenden Ballons bestehen aus weißem Naturkautschuk, der vollständig biologisch abbaubar ist, sie haben einen Durchmesser von 60 cm und sind an dünnen, beweglichen Carbonsteelen befestigt. Jedes der 8.000 Elemente aus der Berliner „Lichtgrenze“ ist etwa 3,40 Meter hoch und 23 Kilogramm schwer.