Christian Troels: „Design ist immer eine Team-Arbeit“

Bereits während seines Studiums an der Kolding School of Design startete Christian Troels seine Karriere als Industriedesigner und arbeitete einige Jahre für Lego, bevor er sich mit einem eigenen Büro selbstständig machte. Vom chinesischen Fahrrad bis hin zu Spielzeugkonzepten ist kein Gebiet dem ebenso talentierten wie pragmatischen Designer fremd. Für Le Klint entwarf der junge Däne in liebevoller Detailbesessenheit nun die Leuchten-Familie Pliverre.

Bereits während seines Studiums an der Kolding School of Design startete Christian Troels seine Karriere als Industriedesigner und arbeitete einige Jahre für Lego, bevor er sich mit einem eigenen Büro selbstständig machte. Vom chinesischen Fahrrad bis hin zu Spielzeugkonzepten ist kein Gebiet dem ebenso talentierten wie pragmatischen Designer fremd. Für Le Klint entwarf der junge Däne in liebevoller Detailbesessenheit nun die Leuchten-Familie Pliverre. Wir haben mit Christian Troels über die Geschichte hinter der Leuchten-Kollektion gesprochen.

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Christian Troels und seine Pliverre-Kollektion. Alle Fotos: Le Klint

 

Prediger Lichtberater: Herr Troels, Le Klint  ist für seine gefalteten Leuchtenschirme aus Papier und Plastik berühmt. Warum haben Sie für Pliverre zwar die gleiche Optik, aber als Material Opalglas gewählt?

Christian Troels: Opalglas hat viele ähnliche Eigenschaften wie gefaltetes Papier. Seine Transparenz macht ein weiches Licht und breitet sich homogen im Raum aus. Es gibt aber auch andere Eigenschaften im Vergleich zu Papier. So ist es etwa einfach zu reinigen und nutzt sich nicht ab. Glas gehört zu den klassischen Werkstoffen, das von jeher für die Leuchtenherstellung verwendet wird, weil es ein schönes diffuses Licht ermöglicht, mit dem man besonders atmosphärische Stimmungen erzeugen kann.

Prediger Lichtberater:Für Ihre erste Leuchtenserie Mutatio haben Sie Stahl verwendet. Womit lässt es sich einfacher arbeiten: Stahl oder Glas?

Christian Troels: Als Designer beschäftige ich mich ständig mit unterschiedlichen Werkstoffen. Für mich ist es deswegen ein Muss, dass ich mich mit Glas auskenne. Mit Stahl habe ich aber schon oft für meine unterschiedlichen Designs gearbeitet. Dementsprechend gut kenne ich mich mit diesem Material aus. Ich bin ein eher praktisch veranlagter Designer und fertige viele meiner Prototypen aus Stahl. Deswegen ist es für mich einfacher, damit zu arbeiten. Ich habe sogar meine eigenen Werkzeuge und Maschinen, um Stahl zu bearbeiten. Leider habe ich nicht viel Erfahrung in der Glasblaskunst. Um darin ein Meister zu werden, braucht man schließlich jahrelange Erfahrung. Für die Form der Pliverre habe ich im 3D-Drucker Modelle hergestellt, die ich dann mit der Glasmanufaktur detailliert besprochen habe. Deren enormes Wissen hat mich für die Arbeit mit Glas begeistert. Ich werde dieses Material für zukünftige Entwürfe bestimmt noch häufiger verwenden.

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Mutatio war die erste Leuchte, die Christian Troels für Le Klint entwarf.

 

Prediger Lichtberater:Wie lange hat es vom ersten Entwurf bis zur finalen Leuchte gedauert?

Christian Troels: Von dem Moment, wo ich den ersten Entwurf präsentiert habe, bis zu dem Tag, an dem die ersten Leuchten in den Shops zu kaufen waren, hat es ungefähr 1,5 Jahre gebraucht. In dieser Zeit habe ich wahrscheinlich hunderte unterschiedliche Variationen skizziert, bis wir uns für die Version entschieden hatten, die wir auf den Markt bringen wollten.

Prediger Lichtberater: Sowohl die Pendel- wie auch die Stehleuchten der Pliverre-Familie bestechen durch ihre Klarheit und ihren Minimalismus. Der Kronleuchter hingegen ist dank der prominent integrierten Kabel um einiges opulenter. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Kabel als Hingucker zu verwenden?

Christian Troels: Ich wollte, dass der Kronleuchter wilder und auch künstlerischer aussieht. Und Kabel so zu drapieren, dass sie Teil des Designs werden, wollte ich schon lange mal ausprobieren. Le Klint nutzt für alle Leuchten textilummantelte Kabel in einer fantastisch hohen Qualität. Da bot es sich geradezu an, meine Idee endlich auch umzusetzen.

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Beim Pliverre-Kronleuchter sind die Kabel zugleich ein wichtiges Design-Element.

 

Prediger Lichtberater:Wobei Sie ja auch bei der Pendelleuchte ein höchst interessantes Detail hinzugefügt haben: einen Kabeljustierer, der nicht nur sehr schick aussieht, sondern der auch noch sehr praktisch ist. Wie kam es zu diesem Detail?

Christian Troels: Als ich die ersten Entwürfe für die Pendelleuchte gezeichnet habe, wusste ich ganz genau, wie die Form des Glases aussehen soll. Aber ich wollte dem Design auch etwas hinzufügen, das entweder funktional ist oder das Produkt auf die ein oder andere Weise aufwertet. Eines der Features, an das ich dachte, war die Höhenverstellbarkeit. Also ging ich in meine Werkstatt und fing an zu experimentieren, wie man Kabel kürzen oder verlängern kann.

Nach vielen, vielen unterschiedlichen Versuchen entwickelte ich den Kabeljustierer, der nicht nur funktional ist, sondern der dem Design auch den letzten Schliff verleiht.

Ich hoffe sehr, dass die Menschen den Kabeljustierer nicht nur als praktische Funktion wahrnehmen, sondern ihn vielleicht sogar nutzen, um das Aussehen von anderen Leuchten mit seiner Hilfe zu verändern.

Prediger Lichtberater:Der Kabeljustierer ist nur einer von einigen Messingelementen, die Sie für die Pliverre-Leuchten verwenden. Warum ausgerechnet Messing?

Christian Troels: Messing gehört zu den Werkstoffen, die einem Produkt einen warmen Touch verleihen. Wenn man nur den weißen Leuchtenkopf und den schwarzen Korpus hat, dann ist der Kontrast viel zu stark und vor allem zu kalt. Wenn man aber warme Metalle wie Messing als Details hinzufügt, kann man diesen Kontrast abmildern. Gerade mit dem Einsatz von Messing sollte man aber vorsichtig sein. Weniger ist hier meist immer mehr. Für einige meiner Prototypen habe ich übrigens Edelstahl für die Details verwendet. Das sah ebenso fantastisch aus, wirkte aber kühler und eher industriell. Ich hoffe aber sehr, dass diese Version auch irgendwann auf den Markt kommt.

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Detailaufnahme von dem ebenso raffinierten wie praktischen und schönen Kabeljustierer aus Messing.

 

Prediger Lichtberater:Mit Mutatio haben Sie eine recht ungewöhnliche Leuchten-Familie kreiert, weil Sie da sowohl Form als auch Licht nutzen, um eine neuartige Funktion in den Vordergrund zu stellen. In dieser Hinsicht ist die Pliverre-Serie ein wenig traditioneller, aber dank des Zusammenspiels von Eleganz und brillantem Licht trotzdem atemberaubend. Dadurch erscheinen die Pliverre-Leuchten irgendwie „erwachsener“ und nicht ganz so verspielt wie die Mutatio-Serie. Warum haben Sie sich für eine derart konträre zweite Leuchten-Familie entschieden?

Christian Troels: Mutatio war das Ergebnis einiger Design-Experimente, die ich noch zu Studienzeiten durchgeführt habe. Dabei habe ich mir selbst die Aufgabe gestellt, einen „langweiligen“ Zylinder in eine interessante Leuchte zu verwandeln. Bei Mutatio bilden Korpus und Leuchtenkopf eine Form – nämlich die eines Zylinders, was sie zu einer Einheit, einem „Unibody“-Design macht. Der Nachteil dieses Designs ist aber, dass es schwierig ist, die Kollektion zu erweitern. Wann immer ich versucht habe, eine Pendel- oder Stehleuchte im selben Stil zu entwerfen, sahen die Versuche komisch aus, weil die Proportionen nicht mehr stimmten.

Bei der Pliverre-Serie sind Leuchtenkopf und Korpus voneinander getrennt, wodurch die Leuchten vielleicht etwas traditioneller wirken. Dadurch lässt sich die Kollektion aber viel einfacher erweitern.

Tatsächlich liebe ich die Trennung beim Pliverre-Design sehr. Denn für mich macht gerade der Kontrast zwischen dem schwarzen Stahlkorpus im Industriestil und dem grazilen weißen Glas den „Pliverre-Look“ aus.

Zudem hat die Kollektion das Potential für viele weitere Varianten und wird in den nächsten Jahren hoffentlich dementsprechend noch erweitert.

Im Gegensatz zu Mutatio hat die Pliverre-Kollektion aber auch eine ganz andere Hintergrundgeschichte. Die Leuchtenfamilie ist das Resultat eines langen Dialoges, den ich in den vergangenen Jahren mit Le Klint geführt habe. Für einen Designer gehört es nicht gerade zum Alltag, mit einer Firma zusammen zu arbeiten, die eine derart lange Geschichte und einen derart charakteristischen Produkt-Look hat. Ich wollte etwas kreieren, das ganz eindeutig Le Klint ist, aber nicht aus Papier gefertigt wird. Eines Tages präsentierte ich Kim Weckstrøm Jensen, dem CEO von Le Klint, die Skizze einer Stahlleuchte, die gefaltet war. Er war es, der mir dann vorschlug, Glas statt Stahl zu verwenden. Das war die Geburtsstunde der Pliverre-Leuchten. Das beste Design entsteht meist im Dialog zwischen Designer und Hersteller. Auf der Verpackung mag zwar mein Name stehen, aber Design ist immer eine Team-Arbeit.