100 Jahre lenkbares Licht: Spannende Ausstellung im MKG Hamburg

Dass es über Leuchten noch einiges zu forschen und entdecken gibt, das zeigen Ausstellungen wie „100 Jahre lenkbares Licht“, die es bis zum 1. Juni 2020 im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zu sehen gibt. Nicht nur lassen sich interessante Bezüge zum heutigen Einsatz von Licht herstellen, der Charme der ersten beweglichen Leuchte ist bis heute ungebrochen.

Dass es über Leuchten noch einiges zu forschen und entdecken gibt, das zeigen Ausstellungen wie „100 Jahre lenkbares Licht“, die es bis zum 1. Juni 2020 im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zu sehen gibt. Nicht nur lassen sich interessante Bezüge zum heutigen Einsatz von Licht herstellen, der Charme der ersten beweglichen Leuchte ist bis heute ungebrochen.

Midgard
Die um 1930 entwickelte Version der Scherenarmleuchte Nr. 110 war für Wohnräume gedacht. Foto: Jenner-Egberts Foto+Film

Mit großer Sammelleidenschaft haben David Einsiedler und Thomas Edelmann die Ursprünge des lenkbaren Lichts nachvollzogen und konnten dabei tatsächlich die erste, genau einstellbare Leuchte ermitteln – die Scherenarmleuchte Midgard Nr. 110. Als die erste lenkbare, elektrische Leuchte 1919 von Curt Fischer erfunden wurde, setzte das einen Meilenstein für die Industrialisierung. Denn eine Leuchte deren Lichtquelle sich heranziehen, deren Kopf sich verdrehen lässt und die einen einhändig einstellbaren Lichtkegel mitbringt, gab es bis zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Bis dahin hatten die Arbeiter an den Werkbänken mit ihrem eigenen Schatten zu kämpfen, der ihnen die Arbeit erheblich erschwerte. Fischer hatte das „Spezialbeleuchtungsgerät“ erfunden, um die Arbeitsplätze in seiner Firma, dem Industrie-Werk Auma, zu erhellen. Doch nach ihrer Geburtsstunde eroberte die Midgard schnell große Unternehmen und Hersteller. Bereits in den späten 1920er Jahren entdeckte Bauhaus das blendfreie, bewegliche Licht für sich. So beleuchteten Midgard Modelle früh Ateliers und Wohnbereiche

Zeichnung Verstellbarer Universalarm
Curt Fischers Zeichnung zum „Verstellbaren Universalarm“ aus dem Jahr 1919 ist in der Ausstellung im Original zu sehen. Foto: Midgard Archive Hamburg

Die Midgard war der Auslöser für die Verbreitung eines Leuchtentyps, für den Unternehmen wie AEG und Siemens eigene Lösungen entwickelten. Hersteller wie Artemide, Belux, Erco und Nimbus schufen Modelle die Funktion und Design der Midgard integrierten und neu interpretierten. Zu DDR-Zeiten wurde die Federzugleuchte sogar für IKEA produziert. Trotzdem war sie in der Designgeschichtsschreibung bisher nur Experten bekannt und, obwohl in zahlreichen Interieurs der Moderne eingesetzt, nach dem Mauerbau als Marke im Westen nicht mehr bekannt. Doch aufgrund ihrer Flexibilität und ihres industriellen Charmes ist die Faszination, die von der Midgard ausgeht, ungebrochen. Heute überzeugt sie noch immer am Arbeitsplatz, in der Hotel-Lobby oder im Wohnbereich.

Leuchtende Geschichte erleben im MKG

Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe sind 44 Originale von Midgard und 20 weiteren Herstellern, zahlreiche Zeichnungen, Patente, Briefe und kurze Filme zu sehen. Gemeinsam zeigen sie eindrucksvoll die Evolution der Leuchten bis hin zu den jüngsten Entwicklungen. Besonders schön: Die Besucher der Ausstellung können an exemplarischen Modellen das Prinzip des lenkbaren Lichtes auch selbst ausprobieren und kommen so in Berührung und Austausch mit den geschichtsträchtigen Objekten. Wer nun Lust bekommen hat, sich die Ausstellung anzusehen, der hat noch bis zum 1. Juni 2020 Gelegenheit dazu. Kuratorenführungen finden am Donnerstag, den 12. März und 21. Mai., jeweils um 19 Uhr und am Sonntag, den 5. April um 12 Uhr statt.