Designklassiker Teil 7: Die Zettel’z Pendelleuchte von Ingo Maurer

Die Leuchtenkreationen des Münchners Ingo Maurer als „besonders“ zu beschreiben, wäre ein glatte Untertreibung. Sie sind vielmehr einmalig, stets außergewöhnlich und das Ergebnis eines kreativen Prozesses, in dem es scheinbar keine Grenzen gibt. Die Pendelleuchte Zettel’z ist dafür der beste Beweis. Ihr Aussehen ist nämlich nicht nur sehr eigenwillig, sie ist interaktiv – und ist seit mittlerweile 20 Jahren ein moderner Designklassiker. Denn Zettel’z zieht die Blicke auf sich. Überall. Obwohl sie nie fertig ist, denn ihr Besitzer kann sie immer wieder neu gestalten und verändern. Wir stellen Ihnen diese außergewöhnliche Leuchte aus der deutschen Designmanufaktur von Ingo Maurer im folgenden Beitrag genauer vor.

Die Pendelleuchte Zettel’z sorgt nicht nur für gutes Licht auf dem Tisch, dank ihrer speziellen Bauform entsteht auch eine ganz besondere Lichtatmosphäre. Das Licht ist selbstverständlich komplett entblendet. Alle Fotos: Ingo Maurer

Als die Zettel’z 5 Pendelleuchte 1997 – also vor ziemlich genau 20 Jahren – auf den Markt kam, sorgte sie überall für Erstaunen und Aufsehen. Denn Zettel’z: Das ist geordnetes Chaos und Ingo Maurers ganz eigene Interpretation für die im deutschen Sprachgebrauch viel zitierte „Zettelwirtschaft“. Am filigranen Leuchtenkorpus aus Edelstahl, also rund um den satinierten Glaszylinder für das E27-Leuchtmittel, ist nämlich Platz für insgesamt 80 Zettel aus hochwertigem japanischem Papier. Für 31 bedruckte und 49 unbedruckte Blätter, allesamt im Din-A5-Format.

„Zettelwirtschaft“: Geordnetes Chaos durch Blätter aus japanischem Papier

Metallklemmen halten die 80 Zettel.

Die einzelnen Blätter können beschrieben, bemalt und verziert werden. Der Kreativität sind diesbezüglich keine Grenzen gesetzt. Außerdem können die Blätter dank der am Metallgestell befindlichen Klammern kinderleicht aufgehängt, ausgetauscht oder nach Belieben neu angeordnet werden. Jeder Kunde nimmt dadurch selbst Einfluss auf die Optik seiner Leuchte. Und genau hier liegt wohl auch der entscheidende Pluspunkt, der die Kunden seit 1997 immer wieder zum Kauf überzeugt. Zettel’z ist dank dieser Möglichkeiten nämlich eine interaktive Leuchte, über die Personen miteinander kommunizieren. Aufgrund des großen Erfolges und um den lichtbegeisterten Kunden noch mehr Möglichkeiten bei der Raumgestaltung zu bieten, entwickelte Ingo Maurer 1998 das Modell Zettel’z 6. Es ist im Durchmesser etwa 40 cm kleiner als die Zettel‘z 5 und enthält 40 bedruckte sowie 40 unbedruckte Blätter im etwas handlicheren Din-A6-Format.

Licht und Schatten: Durch die Zettel entsteht eine einzigartige Stimmung

Kunterbunt: Das ist die Sonderedition Viva L’italia.

Ganz egal ob nun die größere Zettel’z 5 oder die etwas kompaktere Zettel’z 6 an der Decke hängt – die Leuchte entfaltet dank ihres unnachahmlichen Äußeren und der speziellen Lichtwirkung ihren ganz eigenen Charme. Schließlich wird das Licht durch die vielen Zettel angenehm entblendet. Zudem entstehen spannende Effekte aus Licht und Schatten. Deshalb empfehlen die Prediger Lichtberater die Zettel’z vor allem für den Einsatz im Wohn- und Schlafzimmer. Aber auch über dem Esstisch macht die Kreation von Ingo Maurer eine ziemlich gute Figur. Die Zettel’z gab es in der Vergangenheit übrigens auch schon in schicken Sondereditionen – zum Beispiel als knallbunte Ausführung, für die der deutsche Comic-Künstler Thilo Rothacker die 80 Blätter mit seinen Zeichnungen gestaltete. Auch die auf 150 Stück limitierte Edition Zettel’z Viva L‘italia kam vor einigen Jahren mit erfrischend bunt gestalteten Blättern daher, ist aber leider bereits ebenso ausverkauft wie die zuvor erwähnte Comic-Version.

Ingo Maurer: Kreativer Kopf und großer Fan der Glühlampe

Die Zettel’z Pendelleuchte ist nur eine von vielen kreativen Entwürfen von Ingo Maurer – aber sicherlich eine seiner erfolgreichsten. Maurer, der 1932 auf der Insel Reichenau im Bodensee geboren wurde, gilt weltweit als einer der einflussreichsten und bekanntesten Leuchtendesigner. Ihm gelang bereits mit dem ersten Entwurf für seine damalige Firma Design M der Durchbruch. Mit der Bulb Tischleuchte von 1967, um genau zu sein. Die Bulb-Leuchte, deren mundgeblasener Leuchtkörper aus Kristallglas an eine klassische Glühlampe erinnert, schaffte es bereits 1969 in die ständige Design-Collection des Museum of Modern Art (MoMA) in New York. Es folgten viele weitere, legendäre Leuchtenkreationen, mit denen Ingo Maurer der altehrwürdigen Glühlampe immer wieder Tribut zollte. So zum Beispiel die Tischleuchte Lucelino oder die Stehleuchte Birdie‘s Nest. Ingo Maurer gilt als echte Designikone und hat aufgrund seiner Verdienste im Jahre 2011 den begehrten Compasso d’Oro für sein Lebenswerk erhalten. Völlig zu Recht, finden wir.

Die Pendelleuchte Zettel’z 6 kam 1998 auf den Markt, also ein Jahr nach der Zettel’z 5. Sie hat einen deutlich geringeren Umfang, ist aber genauso interaktiv wie der große Bruder. Sie besteht ebenfalls aus 80 Blättern.